Scheitern ist erlaubt
Wenn aus einem braven Schaf der böse Wolf wird: Michael Böhnisch inszeniert das Familienstück Wolf sein im Großen Haus.
Wenn der Theaterpädagoge Michael Böhnisch an den offenen Türen der Büros im dritten Stock des Hans Otto Theaters vorbeiläuft, fällt ihm immer etwas Erheiterndes ein: Er geht in Zeitlupe oder rückwärts, wirft einen schelmischen Blick ins Büro oder versteckt sich hinter dem Türrahmen. Seit er das moderne Märchen „Wolf sein“ inszeniert, schallt auch mal ein meckerndes „Mäh“ über den Flur. Handelt das Stück doch von drei befreundeten Schafen, von denen sich eines auf die Stelle des Wolfs bewirbt – und den Job bekommt.
Im Kapuzenpulli und mit Schiebermütze ist der 36-Jährige meist anzutreffen. Der gebürtige Cottbusser stammt aus einer Musiktheaterfamilie. Der Vater war Erster Kapellmeister in Cottbus, die Mutter arbeitete als Musiktheaterdramaturgin, ebenso die große Schwester. Obwohl er schon als Kind auf der Bühne des Staatstheaters Cottbus gestanden hatte, wollte er beruflich erstmal nichts mit Theater zu tun haben und orientierte sich lieber in Richtung Informatik. Nach dem kurzen Ausflug in die Tech-Welt entschied er sich dann doch, an der Berliner Universität der Künste Theaterpädagogik zu studieren. „Theater kann und will nicht alles aussprechen und zeigen. Das zwingt dieses Medium, eine innovative Kunstsprache zu entwickeln, die entschlüsselt werden muss. Dadurch entsteht eine direkte Kommunikation mit dem Publikum“, schwärmt er.
Wenn Michael Böhnisch über seinen Beruf spricht, dann strahlen seine Augen, fliegen Arme und Hände wild gestikulierend durch die Luft. Scheitern und es nochmal anders probieren – das ist für seine Arbeit essenziell. „Für mich ist es wichtig, dass die Menschen, mit denen ich arbeite, einen Perspektivwechsel erleben. Das gelingt am besten dadurch, dass sie selbst Theater spielen“, erläutert er. In einem sanktionsfreien Raum kann dabei vieles erlebt und ausgelotet werden. „Raus aus der Komfortzone“ heißt das Motto.
Die Frage dahinter sei immer: Wem muss ich Theater wie vermitteln? Am Hans Otto Theater entwickelt Böhnisch das Begleitmaterial für die Lehrkräfte, gibt Führungen und Workshops für Menschen jeden Alters. Und nun inszeniert er auch. „Wolf sein” ist seine erste Regiearbeit für den regulären Spielplan. Dafür will er alle Möglichkeiten von Ausstattung und Bühnenbild ausschöpfen. „Hier kann ich meine Vision für das Stück entwickeln. Bei der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen habe ich sonst eher eine moderierende Funktion.“
In die typische Märchenstruktur von Gut und Böse bricht bei „Wolf sein“ etwas Erwachsenes ein. Ein Schaf übernimmt den Job des Wolfs und verwandelt sich durch die machtvolle Stellung von einem guten Tier zu einem bösen. Dass jede Handlung Konsequenzen hat, sollen die Kinder aus der Inszenierung mitnehmen – und ebenso, dass man mit Macht verantwortungsbewusst umgehen muss. Es darf als sicher gelten, dass die Inszenierung trotzdem unterhaltsam und lustig wird, denn Humor und Selbstironie sind Teil seines Wesens. Humor ist für ihn die größte Einladung, etwas in Frage zu stellen und so die Dinge in einem neuen Licht zu sehen. Für „Wolf sein“ wünscht er dem Publikum einen mehrfach humorvollen Perspektivwechsel.
Elena Iris Fichtner
Im Kapuzenpulli und mit Schiebermütze ist der 36-Jährige meist anzutreffen. Der gebürtige Cottbusser stammt aus einer Musiktheaterfamilie. Der Vater war Erster Kapellmeister in Cottbus, die Mutter arbeitete als Musiktheaterdramaturgin, ebenso die große Schwester. Obwohl er schon als Kind auf der Bühne des Staatstheaters Cottbus gestanden hatte, wollte er beruflich erstmal nichts mit Theater zu tun haben und orientierte sich lieber in Richtung Informatik. Nach dem kurzen Ausflug in die Tech-Welt entschied er sich dann doch, an der Berliner Universität der Künste Theaterpädagogik zu studieren. „Theater kann und will nicht alles aussprechen und zeigen. Das zwingt dieses Medium, eine innovative Kunstsprache zu entwickeln, die entschlüsselt werden muss. Dadurch entsteht eine direkte Kommunikation mit dem Publikum“, schwärmt er.
Wenn Michael Böhnisch über seinen Beruf spricht, dann strahlen seine Augen, fliegen Arme und Hände wild gestikulierend durch die Luft. Scheitern und es nochmal anders probieren – das ist für seine Arbeit essenziell. „Für mich ist es wichtig, dass die Menschen, mit denen ich arbeite, einen Perspektivwechsel erleben. Das gelingt am besten dadurch, dass sie selbst Theater spielen“, erläutert er. In einem sanktionsfreien Raum kann dabei vieles erlebt und ausgelotet werden. „Raus aus der Komfortzone“ heißt das Motto.
Die Frage dahinter sei immer: Wem muss ich Theater wie vermitteln? Am Hans Otto Theater entwickelt Böhnisch das Begleitmaterial für die Lehrkräfte, gibt Führungen und Workshops für Menschen jeden Alters. Und nun inszeniert er auch. „Wolf sein” ist seine erste Regiearbeit für den regulären Spielplan. Dafür will er alle Möglichkeiten von Ausstattung und Bühnenbild ausschöpfen. „Hier kann ich meine Vision für das Stück entwickeln. Bei der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen habe ich sonst eher eine moderierende Funktion.“
In die typische Märchenstruktur von Gut und Böse bricht bei „Wolf sein“ etwas Erwachsenes ein. Ein Schaf übernimmt den Job des Wolfs und verwandelt sich durch die machtvolle Stellung von einem guten Tier zu einem bösen. Dass jede Handlung Konsequenzen hat, sollen die Kinder aus der Inszenierung mitnehmen – und ebenso, dass man mit Macht verantwortungsbewusst umgehen muss. Es darf als sicher gelten, dass die Inszenierung trotzdem unterhaltsam und lustig wird, denn Humor und Selbstironie sind Teil seines Wesens. Humor ist für ihn die größte Einladung, etwas in Frage zu stellen und so die Dinge in einem neuen Licht zu sehen. Für „Wolf sein“ wünscht er dem Publikum einen mehrfach humorvollen Perspektivwechsel.
Elena Iris Fichtner