Im Zweifel Schauspieler
Als freischaffender Schauspieler hat man viele Freiheiten, aber wenig Sicherheit. Jacob Keller, der als Gast in „Die Mitwisser“ und „Wolf sein“ mitwirkt, kann ein
Lied davon singen.
Wer Jacob Keller in „Die Mitwisser“ gesehen hat, konnte ihn als Herr Kwant erleben, eine Art Mensch gewordener digitaler Assistent des Ehepaares Anna und Theo Glass. Agil, voller Energie und mit ironischem Witz führt der Schauspieler das Publikum durch die Komödie. Die Premiere im März 2020 fiel dem ersten Lockdown zum Opfer, bisher war der Abend nur online zu sehen.
Seine kreative Spiellust hilft ihm auch in diesen unsicheren Zeiten. „Meine Töchter freuen sich, wenn sie den Papa rund um die Uhr für sich haben“, schmunzelt der 36-Jährige. „Ich erfinde Figuren für sie. Gerade ist der vergessliche Opi, der nur Blödsinn im Kopf hat, der absolute Renner.“ Der Alltag mit den beiden, findet er, sei das beste Training, um sich geistig und körperlich fit zu halten. Neben „Die Mitwisser“ ist er auch noch im Familienstück „Wolf sein“ als Gast engagiert – als ein Schaf namens Kalle.
Seit 2017 ist Jacob Keller freischaffend. Aus dem Festengagement am Theater Regensburg zog es ihn zurück in die Heimat. Der gebürtige Eberswalder wollte aber nicht in Berlin wohnen: „In Potsdam ist es viel schöner“, lacht er. Als freischaffender Schauspieler fällt man leicht durch das soziale Netz. Solange man probt und Vorstellungen hat, ist man angestellt. Fallen die Vorstellungen weg, steht man oft ohne Einkommen da. Erst jetzt soll es Coronahilfen geben, die speziell auch für Freiberufler*innen der darstellenden Künste greifen. Aber Keller will sich nicht beschweren; er war zumindest für zwei Monate in Kurzarbeit und kennt einige Kolleg*innen, „denen es im Moment wesentlich schlechter ergeht“.
Vor seinem Schauspielstudium in Leipzig hat er seinen Bachelor of Arts in Sozialer Arbeit an der Fachhochschule Potsdam abgeschlossen. Im Lockdown begann er, als Nachtwache in einem Wohnprojekt für junge Erwachsene mit seelischen Beeinträchtigungen zu arbeiten; inzwischen ist er in einer Familienberatungsstelle tätig. Er denkt darüber nach, sich in diesem Bereich weiterzubilden. Das allerdings würde seine Arbeit als Schauspieler erschweren, da er dann nicht mehr flexibel genug für den Theaterbetrieb wäre. „Ich würde natürlich lieber als Schauspieler arbeiten. Das ist der tollste Beruf, den es gibt“, sagt er ganz unironisch. In Zeiten der Pandemie verstärkt sich der Wunsch nach einem Festengagement wieder, und hinter der ironischen Fassade kommt ein Zweifler zum Vorschein: „Ich denke oft, wenn ich das eine habe, dann wäre das andere vielleicht doch besser. So geht es mir mit dem Lebensmodell frei versus fest.“
„Die Mitwisser“ haben im November übrigens einen zweiten Anlauf genommen. Das Stück wurde coronatauglich uminszeniert: mehr Abstand, neue Laufwege, Veränderungen im Bühnenbild. Doch drei Tage vor dem neuen Premierentermin musste das Theater erneut schließen. Seitdem ruht der Spielbetrieb. Doch auch wenn es sich anfühlt. wie eine erneute Vollbremsung – die Ideen gehen Jacob Keller nicht aus. „Ich möchte mich als Corona-Tester schulen lassen und dann in Pflegeheimen Tests durchführen“, erklärt er. Aber sicher nur solange, bis er wieder auf die Bühne darf.
Elena Iris Fichtner
veröffentlicht in ZUGABE MAGAZIN 01-2021
Seine kreative Spiellust hilft ihm auch in diesen unsicheren Zeiten. „Meine Töchter freuen sich, wenn sie den Papa rund um die Uhr für sich haben“, schmunzelt der 36-Jährige. „Ich erfinde Figuren für sie. Gerade ist der vergessliche Opi, der nur Blödsinn im Kopf hat, der absolute Renner.“ Der Alltag mit den beiden, findet er, sei das beste Training, um sich geistig und körperlich fit zu halten. Neben „Die Mitwisser“ ist er auch noch im Familienstück „Wolf sein“ als Gast engagiert – als ein Schaf namens Kalle.
Seit 2017 ist Jacob Keller freischaffend. Aus dem Festengagement am Theater Regensburg zog es ihn zurück in die Heimat. Der gebürtige Eberswalder wollte aber nicht in Berlin wohnen: „In Potsdam ist es viel schöner“, lacht er. Als freischaffender Schauspieler fällt man leicht durch das soziale Netz. Solange man probt und Vorstellungen hat, ist man angestellt. Fallen die Vorstellungen weg, steht man oft ohne Einkommen da. Erst jetzt soll es Coronahilfen geben, die speziell auch für Freiberufler*innen der darstellenden Künste greifen. Aber Keller will sich nicht beschweren; er war zumindest für zwei Monate in Kurzarbeit und kennt einige Kolleg*innen, „denen es im Moment wesentlich schlechter ergeht“.
Vor seinem Schauspielstudium in Leipzig hat er seinen Bachelor of Arts in Sozialer Arbeit an der Fachhochschule Potsdam abgeschlossen. Im Lockdown begann er, als Nachtwache in einem Wohnprojekt für junge Erwachsene mit seelischen Beeinträchtigungen zu arbeiten; inzwischen ist er in einer Familienberatungsstelle tätig. Er denkt darüber nach, sich in diesem Bereich weiterzubilden. Das allerdings würde seine Arbeit als Schauspieler erschweren, da er dann nicht mehr flexibel genug für den Theaterbetrieb wäre. „Ich würde natürlich lieber als Schauspieler arbeiten. Das ist der tollste Beruf, den es gibt“, sagt er ganz unironisch. In Zeiten der Pandemie verstärkt sich der Wunsch nach einem Festengagement wieder, und hinter der ironischen Fassade kommt ein Zweifler zum Vorschein: „Ich denke oft, wenn ich das eine habe, dann wäre das andere vielleicht doch besser. So geht es mir mit dem Lebensmodell frei versus fest.“
„Die Mitwisser“ haben im November übrigens einen zweiten Anlauf genommen. Das Stück wurde coronatauglich uminszeniert: mehr Abstand, neue Laufwege, Veränderungen im Bühnenbild. Doch drei Tage vor dem neuen Premierentermin musste das Theater erneut schließen. Seitdem ruht der Spielbetrieb. Doch auch wenn es sich anfühlt. wie eine erneute Vollbremsung – die Ideen gehen Jacob Keller nicht aus. „Ich möchte mich als Corona-Tester schulen lassen und dann in Pflegeheimen Tests durchführen“, erklärt er. Aber sicher nur solange, bis er wieder auf die Bühne darf.
Elena Iris Fichtner
veröffentlicht in ZUGABE MAGAZIN 01-2021