Der Bär will mehr
Mirjam Schollmeyer ist Puppenspielerin. Im Kinderstück "Krähe und Bär oder Die Sonne scheint für uns alle" agiert sie sowohl mit Masken als auch mit Figuren – und erweckt sogar Nahrungsmittel zum Leben.
Ganz ähnlich geht Mirjam Schollmeyer auch beim Spiel mit Figuren vor. Bei manchen Puppen ist es Liebe auf den ersten Blick. Dann fällt ihr sofort ein, was für ein Wesen die Puppe sein könnte, wie sie sprechen und sich bewegen könnte. Puppenspiel ist ein stark körperlicher Vorgang. Ein Aspekt dabei ist, Bewegungen von Menschen oder Tieren genau zu beobachten und die charakteristischen Momente zu erfassen. Wenn sie dann auf die Puppe übertragen werden, erhalten die Bewegungen einen kleinen Impuls – einen Spielakzent – und werden so für die Zuschauer*innen klarer erkennbar. Die Puppe wirkt dann wie ein belebtes Wesen mit konkreten Charakterzügen, weil die Zuschauer*innen das Gesehene durch ihre eigenen inneren Bilder vervollständigen. Die Puppenspielkunst hält zahllose Möglichkeiten und Gestaltungsformen bereit. Die Spieler*innen können auch selbst aktiv in Erscheinung treten und zum Beispiel einen Dialog mit ihrer Puppe beginnen.
„Ich könnte hier ein Teeservice aufbauen. Und die Tassen könnten anfangen zu sprechen. Es könnte eine aufgeregte Tasse geben. Und eine freche Tasse. Die hieße dann vielleicht Susi.“ Sagt Mirjam Schollmeyer, die als Masken- und Puppenspielerin bei „Krähe und Bär“ mitwirkt, dem neuen Kindertheaterstück des Jungen Hans Otto Theaters. Schollmeyer kann scheinbar tote Gegenstände zum Leben erwecken – animieren („animare“ bedeutet „eine Seele verleihen“). Das ist mit allen Alltagsgegenständen möglich, nicht nur mit extra angefertigten Puppen. Man spricht dann von Objekttheater. Damit die Animation gelingt und bei den Zuschauer*innen etwa die Illusion entsteht, eine Wintermütze sei ein cooler, kuscheliger Frosch, gilt es einige handwerkliche und künstlerische Regeln zu beachten, die Mirjam Schollmeyer im Studiengang ‚Zeitgenössische Puppenspielkunst‘ an der renommierten Berliner Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ erlernt hat. Der Vorgang der Animation beginnt damit, dass sie das Objekt genau betrachtet und untersucht. Wo liegt das Auffällige, Eigentümliche, Besondere des Objekts? Wie ist seine Beweglichkeit, seine Funktionalität? Welche Assoziationen kommen ihr dabei? Beim Teeservice wäre beispielsweise ein Zuckerdöschen mit einem Klappdeckel ein prima Sprechwerkzeug, aus dem vielleicht Süßholzgeraspel oder Liebesgeflüster kommen könnte. So findet sie heraus, welchen Charakter der Gegenstand haben könnte. Und es kann gut sein, dass sie ihn plötzlich mit einem Namen anspricht.
So ist Mirjam Schollmeyer auch in „Krähe und Bär“ auf ganz unterschiedliche Weise im Einsatz. Als Maskenspielerin verkörpert sie die alte Krähe, einen Tier-Caterer, ein Konsumkind und einen Vagabunden. Außerdem agiert sie als Figurenspielerin mit einer Rattenpuppe und verschiedenen Nahrungsmitteln, die sie „zum Leben erweckt“. Durch ihre Mitwirkung entsteht ein überraschendes und fantasievolles Umfeld für die Geschichte von der Krähe und dem Bären. Das Stück des bekannten Kinderbuchautors Martin Baltscheit erzählt davon, wie sich der Bär im Zoo gefangen fühlt und durch die außergewöhnliche Freundschaft mit der Krähe einen ganz neuen Blick auf die Welt gewinnt. Dabei geht es um tiefsinnige Fragen. Was ist wichtiger: Freiheit oder Sicherheit? Warum sehnt man sich immer nach dem, was die anderen haben? Und weshalb machen Vorurteile es so kompliziert, Freundschaft zu schließen?
Christopher Hanf
„Ich könnte hier ein Teeservice aufbauen. Und die Tassen könnten anfangen zu sprechen. Es könnte eine aufgeregte Tasse geben. Und eine freche Tasse. Die hieße dann vielleicht Susi.“ Sagt Mirjam Schollmeyer, die als Masken- und Puppenspielerin bei „Krähe und Bär“ mitwirkt, dem neuen Kindertheaterstück des Jungen Hans Otto Theaters. Schollmeyer kann scheinbar tote Gegenstände zum Leben erwecken – animieren („animare“ bedeutet „eine Seele verleihen“). Das ist mit allen Alltagsgegenständen möglich, nicht nur mit extra angefertigten Puppen. Man spricht dann von Objekttheater. Damit die Animation gelingt und bei den Zuschauer*innen etwa die Illusion entsteht, eine Wintermütze sei ein cooler, kuscheliger Frosch, gilt es einige handwerkliche und künstlerische Regeln zu beachten, die Mirjam Schollmeyer im Studiengang ‚Zeitgenössische Puppenspielkunst‘ an der renommierten Berliner Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ erlernt hat. Der Vorgang der Animation beginnt damit, dass sie das Objekt genau betrachtet und untersucht. Wo liegt das Auffällige, Eigentümliche, Besondere des Objekts? Wie ist seine Beweglichkeit, seine Funktionalität? Welche Assoziationen kommen ihr dabei? Beim Teeservice wäre beispielsweise ein Zuckerdöschen mit einem Klappdeckel ein prima Sprechwerkzeug, aus dem vielleicht Süßholzgeraspel oder Liebesgeflüster kommen könnte. So findet sie heraus, welchen Charakter der Gegenstand haben könnte. Und es kann gut sein, dass sie ihn plötzlich mit einem Namen anspricht.
So ist Mirjam Schollmeyer auch in „Krähe und Bär“ auf ganz unterschiedliche Weise im Einsatz. Als Maskenspielerin verkörpert sie die alte Krähe, einen Tier-Caterer, ein Konsumkind und einen Vagabunden. Außerdem agiert sie als Figurenspielerin mit einer Rattenpuppe und verschiedenen Nahrungsmitteln, die sie „zum Leben erweckt“. Durch ihre Mitwirkung entsteht ein überraschendes und fantasievolles Umfeld für die Geschichte von der Krähe und dem Bären. Das Stück des bekannten Kinderbuchautors Martin Baltscheit erzählt davon, wie sich der Bär im Zoo gefangen fühlt und durch die außergewöhnliche Freundschaft mit der Krähe einen ganz neuen Blick auf die Welt gewinnt. Dabei geht es um tiefsinnige Fragen. Was ist wichtiger: Freiheit oder Sicherheit? Warum sehnt man sich immer nach dem, was die anderen haben? Und weshalb machen Vorurteile es so kompliziert, Freundschaft zu schließen?
Christopher Hanf
veröffentlicht in ZUGABE MAGAZIN 01-2019