Lebenslust am Abgrund
Die junge Berliner Sopranistin Maria-Danaé Bansen verkörpert die schillernde Nachtklub-Sängerin Sally Bowles im Musical "Cabaret".
Zack, da ist sie! Maria-Danaé Bansen, 1,67 Meter groß, schlank, bräunlicher Teint, erscheint im Türrahmen. Lächelnd, in Jeans und T-Shirt, sympathisch, neugierig, offen. Eine „waschechte Berlinerin“, wie sie über sich selbst sagt – und zwar eine, die entschieden im Hier und Jetzt lebt. Nicht von ungefähr hat sie einen Dialog aus A. A. Milnes „Pu der Bär“ als Motto auf ihre Website gestellt: „Welchen Tag haben wir?“ fragte Pu. „Es ist heute“, antwortete Ferkel. „Mein Lieblingstag!“ sagte Pu. Man hört im Geiste die Stimme des unvergessenen Harry Rowohlt, der „Pu der Bär“ zu Lebzeiten auf sechs CDs eingesprochen hat, und ist beglückt.
Dann mal los, reden wir über „Cabaret“ – das Musical, in dem Maria-Danaé Bansen am Hans Otto Theater die Sally Bowles verkörpern wird. 1966 am Broadway herausgekommen, weltberühmt seit der Verfilmung mit Liza Minelli als Sally. Ein Klassiker des Genres, unterhaltsam, lebensprall und doch auch ahnungsvoll dunkel, ja fatalistisch. Es führt direkt hinein ins sündige Berlin der späten 20er, frühen 30er Jahre, ins brodelnde Nachtleben, das jegliche sexuellen Konventionen sprengte. Hier, im Kit Kat Klub, lernt der frisch eingetroffene amerikanische Schriftsteller Cliff das exzentrische Showgirl Sally kennen und lieben, bevor der aufkommende Faschismus der Romanze ein Ende bereitet. Diese Sally sei „sehr freiheitsliebend, selbstbewusst, selbstbestimmt, voller Lust am Leben“, wolle „nichts auslassen“, sei „risikofreudig und sehr im Moment“ – so sieht sie Maria-Danaé Bansen. Das hat sie mit ihr gemein, scheinbar mühelos identifiziert sie sich mit ihrer Rolle. Und warum auch nicht? Gilt das alles denn nicht ebenso für sie, Maria? „Ich finde die Zeit total spannend“, schwärmt Bansen und stellt sich vor, wie es wohl gewesen sein mag, sich damals im verruchten Berlin „neu als Frau fühlen, ausprobieren und entdecken“ zu können.
Darunter freilich schlummert die Tragik der Prostituierten, die davon träumt, eine erfolgreiche Künstlerin zu sein: „Sally lebt in einer Scheinwelt, damit sie nicht zugrunde geht.“ Dass sie in der Potsdamer Inszenierung von Bernd Mottl nicht von vornherein als Scheiternde gezeigt werde, sondern als Star des Cabarets, dem das Publikum zu Füßen liegt, gefällt Maria-Danaé Bansen. Schnell und anspruchsvoll sind die Songs, die sie singen wird. Kein Problem für Maria: „Ich bin schnell und sehr energetisch.“ Wie zum Beweis schnipst sie mit den Fingern oder klatscht mitten im Gespräch in die Hände.
Neu für die 29-Jährige, die an der Universität der Künste „Musical / Show“ studierte, diverse Gesangspreise gewonnen und danach mehrere Musical-Engagements absolviert hat, ist die Ensemblearbeit mit den Kolleg*innen vom Hans Otto Theater. „Ich genieße es wahnsinnig, diese Chance zu haben!“ Das schließt den Respekt vor dem jeweils anderen Genre mit ein.
„Musical“, sagt Maria-Danaé Bansen, „bedeutet für mich die perfekte Verschmelzung der Ausdrucksformen Tanz, Gesang und Schauspiel.“ So weit, so gut, aber was liegt ihr denn nun am meisten? Die Antwort fällt diplomatisch und dabei ziemlich clever aus: „Je mehr Möglichkeiten du hast, desto reicher kannst du die Rolle spielen.“
Gut so. Denn Maria-Danaé Bansen hat alle Möglichkeiten.
Björn Achenbach
Dann mal los, reden wir über „Cabaret“ – das Musical, in dem Maria-Danaé Bansen am Hans Otto Theater die Sally Bowles verkörpern wird. 1966 am Broadway herausgekommen, weltberühmt seit der Verfilmung mit Liza Minelli als Sally. Ein Klassiker des Genres, unterhaltsam, lebensprall und doch auch ahnungsvoll dunkel, ja fatalistisch. Es führt direkt hinein ins sündige Berlin der späten 20er, frühen 30er Jahre, ins brodelnde Nachtleben, das jegliche sexuellen Konventionen sprengte. Hier, im Kit Kat Klub, lernt der frisch eingetroffene amerikanische Schriftsteller Cliff das exzentrische Showgirl Sally kennen und lieben, bevor der aufkommende Faschismus der Romanze ein Ende bereitet. Diese Sally sei „sehr freiheitsliebend, selbstbewusst, selbstbestimmt, voller Lust am Leben“, wolle „nichts auslassen“, sei „risikofreudig und sehr im Moment“ – so sieht sie Maria-Danaé Bansen. Das hat sie mit ihr gemein, scheinbar mühelos identifiziert sie sich mit ihrer Rolle. Und warum auch nicht? Gilt das alles denn nicht ebenso für sie, Maria? „Ich finde die Zeit total spannend“, schwärmt Bansen und stellt sich vor, wie es wohl gewesen sein mag, sich damals im verruchten Berlin „neu als Frau fühlen, ausprobieren und entdecken“ zu können.
Darunter freilich schlummert die Tragik der Prostituierten, die davon träumt, eine erfolgreiche Künstlerin zu sein: „Sally lebt in einer Scheinwelt, damit sie nicht zugrunde geht.“ Dass sie in der Potsdamer Inszenierung von Bernd Mottl nicht von vornherein als Scheiternde gezeigt werde, sondern als Star des Cabarets, dem das Publikum zu Füßen liegt, gefällt Maria-Danaé Bansen. Schnell und anspruchsvoll sind die Songs, die sie singen wird. Kein Problem für Maria: „Ich bin schnell und sehr energetisch.“ Wie zum Beweis schnipst sie mit den Fingern oder klatscht mitten im Gespräch in die Hände.
Neu für die 29-Jährige, die an der Universität der Künste „Musical / Show“ studierte, diverse Gesangspreise gewonnen und danach mehrere Musical-Engagements absolviert hat, ist die Ensemblearbeit mit den Kolleg*innen vom Hans Otto Theater. „Ich genieße es wahnsinnig, diese Chance zu haben!“ Das schließt den Respekt vor dem jeweils anderen Genre mit ein.
„Musical“, sagt Maria-Danaé Bansen, „bedeutet für mich die perfekte Verschmelzung der Ausdrucksformen Tanz, Gesang und Schauspiel.“ So weit, so gut, aber was liegt ihr denn nun am meisten? Die Antwort fällt diplomatisch und dabei ziemlich clever aus: „Je mehr Möglichkeiten du hast, desto reicher kannst du die Rolle spielen.“
Gut so. Denn Maria-Danaé Bansen hat alle Möglichkeiten.
Björn Achenbach
veröffentlicht in ZUGABE MAGAZIN 04-2019