„Das Tier in ihr“
"Fräulein Smillas Gespür für Schnee" ist ein Krimi, aber auch die Geschichte einer Suche nach Wahrheit und dem eigenen Ich. Franziska Melzer verkörpert die Titelheldin.
Franziska Melzer hat gerade gut zu tun: Sie steht in „paradies spielen“ und „Occident Express“ auf der Bühne, neuerdings auch im Musical „Rio Reiser. König von Deutschland“, in dem sie den Part einer Kollegin übernahm. „Für mich ist diese neue Spielzeit schon sehr voll“, sagt die Schauspielerin. Und nun wartet sogar eine Titelrolle auf sie: Mitte Januar beginnen die Proben zu „Fräulein Smillas Gespür für Schnee“.
Viermal täglich fährt die zweifache Mutter zwischen Potsdam und Berlin hin und her – hier das Theater, dort die Familie. Doch das Pensum macht ihr nichts aus, im Gegenteil: „Ich mag mein Leben“, sagt sie gelassen. Sicher, es bleibe manchmal wenig Zeit für sie selbst, aber sie arbeite nun einmal gern. „Gern auch viel.“
Erst vor einem Jahr ist sie aus der Babypause zurückgekehrt. Sie gehörte von Anfang an zum Ensemble von Tobias Wellemeyer; nun wollte sie auch beim Abschied dabei sein. Die neue Intendantin Bettina Jahnke hat Franziska Melzer übernommen. „Es war ein wunderbares, anregendes Gespräch“, erinnert sie sich an die erste Begegnung. Der Wechsel wurde ihr leichtgemacht: „Ich fühle mich wertgeschätzt und ernstgenommen.“ Besonders in den Proben zu „paradies spielen“ sei zu spüren gewesen, wie das Ensemble tagtäglich zusammenwachse. „Die Frage alt oder neu stellt sich gar nicht.“
Dass sie nun die Smilla spielen darf, freut sie sehr. Als sie davon erfuhr, konnte sie es zuerst kaum glauben. „Woher wissen die, dass ich das spielen muss?“, schoss es ihr durch den Kopf. Smilla Jaspersen, die Heldin von Peter Høegs 1992 erschienenem Roman, ist eine junge Wissenschaftlerin, die zur Minderheit der Inuit gehört und sich fremd fühlt in Dänemark. Vor allem aber ist sie eine charakterstarke Frau, eine zähe, unbeirrbare Kämpferin. Ihr angeborenes „Gespür für Schnee“ bringt sie einem Verbrechen auf die Spur, das vertuscht werden soll. Doch Smilla lässt sich weder täuschen noch abschütteln. Jesaja, der Nachbarsjunge, der vom Dach gestürzt ist, war ihr bester Freund.
Franziska Melzer ist fasziniert von dieser Figur. Sie sieht in Smilla eine moderne Großstädterin, aber auch eine Fremde in der Gesellschaft. Sie will eins sein mit der Natur, vermag es aber nicht. „Der Roman“, sagt Melzer, „stellt die Frage: Wer bin ich?“ Smilla ist ein Kind der Arktis, und „dieses Tier, dieser Urmensch in ihr, bricht sich plötzlich Bahn“. Ihr Ringen um die Wahrheit wird zu einem brutalen Überlebenskampf.
Wie sie das wohl spielen wird? Auf der Bühne ist der behenden, energetischen Darstellerin eine besondere Intensität eigen. Sie leuchtet einfach, von innen heraus, und verfügt über eine bestechende Präsenz. Vielleicht hängt das mit ihrem Faible für Verwandlungen zusammen. Sie findet es aufregend, im Spiel sie selbst zu sein und sich im selben Moment zu verwandeln. Dann fühlt sie sich „ganz“, „von Sinnhaftigkeit durchdrungen“. Doch erstmal liegen jetzt fünf Wochen harter Arbeit vor ihr, ihrem Schauspielerkollegen Jan Hallmann, der alle übrigen Rollen übernimmt, und der Regisseurin Caro Thum.
Für die Zeit nach „Fräulein Smilla“ wünscht sie sich vor allem eines: „Ich möchte mehr Musik machen.“ Denn das Potsdamer Publikum kennt und schätzt auch diese Seite von Franziska Melzer. Sie werde oft darauf angesprochen, wann sie wieder singe, erzählt sie. Wer weiß, vielleicht ja schon bald beim „Boxenstopp“, der Open Stage in der Reithalle Box?
Björn Achenbach
Viermal täglich fährt die zweifache Mutter zwischen Potsdam und Berlin hin und her – hier das Theater, dort die Familie. Doch das Pensum macht ihr nichts aus, im Gegenteil: „Ich mag mein Leben“, sagt sie gelassen. Sicher, es bleibe manchmal wenig Zeit für sie selbst, aber sie arbeite nun einmal gern. „Gern auch viel.“
Erst vor einem Jahr ist sie aus der Babypause zurückgekehrt. Sie gehörte von Anfang an zum Ensemble von Tobias Wellemeyer; nun wollte sie auch beim Abschied dabei sein. Die neue Intendantin Bettina Jahnke hat Franziska Melzer übernommen. „Es war ein wunderbares, anregendes Gespräch“, erinnert sie sich an die erste Begegnung. Der Wechsel wurde ihr leichtgemacht: „Ich fühle mich wertgeschätzt und ernstgenommen.“ Besonders in den Proben zu „paradies spielen“ sei zu spüren gewesen, wie das Ensemble tagtäglich zusammenwachse. „Die Frage alt oder neu stellt sich gar nicht.“
Dass sie nun die Smilla spielen darf, freut sie sehr. Als sie davon erfuhr, konnte sie es zuerst kaum glauben. „Woher wissen die, dass ich das spielen muss?“, schoss es ihr durch den Kopf. Smilla Jaspersen, die Heldin von Peter Høegs 1992 erschienenem Roman, ist eine junge Wissenschaftlerin, die zur Minderheit der Inuit gehört und sich fremd fühlt in Dänemark. Vor allem aber ist sie eine charakterstarke Frau, eine zähe, unbeirrbare Kämpferin. Ihr angeborenes „Gespür für Schnee“ bringt sie einem Verbrechen auf die Spur, das vertuscht werden soll. Doch Smilla lässt sich weder täuschen noch abschütteln. Jesaja, der Nachbarsjunge, der vom Dach gestürzt ist, war ihr bester Freund.
Franziska Melzer ist fasziniert von dieser Figur. Sie sieht in Smilla eine moderne Großstädterin, aber auch eine Fremde in der Gesellschaft. Sie will eins sein mit der Natur, vermag es aber nicht. „Der Roman“, sagt Melzer, „stellt die Frage: Wer bin ich?“ Smilla ist ein Kind der Arktis, und „dieses Tier, dieser Urmensch in ihr, bricht sich plötzlich Bahn“. Ihr Ringen um die Wahrheit wird zu einem brutalen Überlebenskampf.
Wie sie das wohl spielen wird? Auf der Bühne ist der behenden, energetischen Darstellerin eine besondere Intensität eigen. Sie leuchtet einfach, von innen heraus, und verfügt über eine bestechende Präsenz. Vielleicht hängt das mit ihrem Faible für Verwandlungen zusammen. Sie findet es aufregend, im Spiel sie selbst zu sein und sich im selben Moment zu verwandeln. Dann fühlt sie sich „ganz“, „von Sinnhaftigkeit durchdrungen“. Doch erstmal liegen jetzt fünf Wochen harter Arbeit vor ihr, ihrem Schauspielerkollegen Jan Hallmann, der alle übrigen Rollen übernimmt, und der Regisseurin Caro Thum.
Für die Zeit nach „Fräulein Smilla“ wünscht sie sich vor allem eines: „Ich möchte mehr Musik machen.“ Denn das Potsdamer Publikum kennt und schätzt auch diese Seite von Franziska Melzer. Sie werde oft darauf angesprochen, wann sie wieder singe, erzählt sie. Wer weiß, vielleicht ja schon bald beim „Boxenstopp“, der Open Stage in der Reithalle Box?
Björn Achenbach
veröffentlicht in ZUGABE MAGAZIN 01-2019