„Klimaschutz ist Menschenschutz“

Natalie Driemeyer ist seit 2018 Dramaturgin am Hans Otto Theater. Am 24. Januar lädt sie zum Gründungstreffen der Offenen Arbeitsgruppe Klimawandel und Theater ein.
Natalie Driemeyer
Unter einer Offenen Arbeitsgruppe kann ich mir nicht so viel vorstellen. Was genau soll am 24. Januar passieren?
Natalie Driemeyer: Ich möchte Bürger*innen, Theaterschaffende und Wissenschaftler*innen aus Potsdam und der Welt zusammenbringen. Nach der Auftaktveranstaltung wollen wir uns regelmäßig treffen: drei- bis viermal im Jahr. Alle Interessierten können daran teilnehmen. Wir wollen eine Verbindung herstellen zwischen den Gruppen, die schon zum Thema des vom Menschen verursachten Klimawandels arbeiten, sowie Bürger*innen, die sich gern engagieren möchten, und so Solidarität schaffen.

Welche Institutionen aus Potsdam sollen dabei sein?
Mit dem Potsdam Institut für Klimafolgenforschung, dem Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung und dem IASS – Institut für transformative Nachhaltigkeitsforschung verbinden mich seit Jahren Arbeitsbeziehungen. Diese Institutionen sowie Initiativen, wie Fridays (Scientists und Artists) for Future Potsdam und viele weitere Aktivist*innen, die sich im täglichen Leben gegen den Klimawandel engagieren, möchte ich einbinden.

Wenn ich interessiert bin und kommen möchte: Was erwartet mich?
Zum einen lernt man die unterschiedlichen Aktivist*innen kennen und kann sich eventuell einer Gruppe anschließen. Ich möchte außerdem Leute einladen, die konkrete Tipps geben können, wie man seinen CO2-Austoß verringert. Wir werden uns auch damit beschäftigen, wie man das Thema auf die Bühne bringen kann. Man kann Teil der Bewegung werden.

Warum beschäftigt sich ausgerechnet das Theater – als Kunstbetrieb – mit dem sehr realen Thema des Klimawandels?
Im Theater werden Geschichten von Menschen und deren Leben erzählt, der Klimawandel wiederum schreibt Lebensgeschichten um. In Deutschland spüren wir das noch nicht so sehr, auch wenn es extreme Wetterereignisse und Temperaturschwankungen gibt. Klimaschutz ist auch Menschenschutz. Wir haben eine solidarische Verantwortung für die Menschen, die bereits jetzt existenziell betroffen sind, und für zukünftige Generationen.

Woher kommt deine persönliche Leidenschaft für das Klimathema?
Als Jugendliche war ich bereits Umweltaktivistin. Als ich 2011 begann, am Stadttheater Bremerhaven zu arbeiten, kam ich mit den Wissenschaftler*innen des Alfred-Wegener-Instituts (Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung / d. R.) in Kontakt. Außerdem habe ich eine Welt-Klima-Theater-Recherche-Reise unternommen, bei der ich untersuchte, wie Theaterschaffende weltweit den Klimawandel in ihren Produktionen erarbeiten. Zuerst ließ ich mich von Wissenschaftlern (es waren leider nur Männer) beraten, wie ich am besten so eine Recherchereise gestalte, wenn ich die ganze Welt vor mir habe. Sie rieten mir: Spring symbolisch ins Meer, und schaue, wo es dich hintreibt. Die erste Station war dann das Climate-Art-Festival in Yogyakarta in Indonesien, dann ging es weiter auf die Philippinen, nach Argentinien und Kolumbien.

Was tust du persönlich, um dem Klimawandel entgegenzuwirken?
Ich hoffe, mit meinen Theaterproduktionen eine Sensibilität herzustellen. Privat besitze ich kein Auto, und ich bin seit meinem zwölften Lebensjahr Vegetarierin. Ich bin aber nicht dogmatisch. Mir ist ein bewusster Umgang mit den Ressourcen wichtig.

Interview: Elena Iris Fichtner


veröffentlicht in ZUGABE MAGAZIN 01-2020