„Die Architektur des Raumes aufgreifen“
Matthias Müller, Technischer Direktor des Hans Otto Theaters und Bühnenbildner der Potsdamer Winteroper „Theodora“, über die Verwandlung der Friedenskirche in einen Theaterraum
Ohne Matthias Müller geht nichts am Hans Otto Theater. Als Technischer Direktor verantwortet er nicht nur die Bühnenaufbauten aller Aufführungen, sondern beschafft auch alles, was Regisseur*innen für ihre Inszenierungen brauchen – ob eine Automobilkarosse für „Wintermärchen“ oder Wasserfluten für „Der gute Mensch von Sezuan“. Zugleich ist er Bühnen-und Kostümbildner und hat als solcher bereits in Darmstadt, Wiesbaden, Linz und Regensburg gearbeitet. In Potsdam stattete er zuletzt „Ein Sommernachtstraum“, „Der Zauberer von Oz“ und „Rio Reiser. König von Deutschland“ aus. Seit 2013 betreut Matthias Müller die szenischen Oratorienaufführungen in der Friedenskirche, zum zweiten Mal nach „Cain und Abel“ ist er zugleich auch Bühnenbildner.
Vor welchen Herausforderungen steht man mit diesem Aufführungsort?
Matthias Müller: Die Friedenskirche gehört zum Weltkulturerbe und steht unter Denkmalschutz. Die Wahrung des Bauwerks hat höchste Priorität. Ich bin sehr froh, dass sich über die Jahre mit den Verantwortlichen der Preußischen Stiftung Schlösser und Gärten und der Friedenskirchengemeinde ein echtes Vertrauensverhältnis entwickelt hat, das es uns erlaubt, Konzepte und Ideen zur theatralen Gestaltung des Raumes zu erproben. Die Kirche ist ja kein Theater. Sie ist ein geweihter, heiliger Ort mit all seiner Symbolik für die evangelische Gemeinde und den Gottesdienst. Das macht es umso schwieriger, den Raum in einen Theaterraum zu verwandeln, denn der sakrale Raum wird von dieser Funktion architektonisch geprägt. Für die Regisseurin und mich bestand die Aufgabe darin, mit der starken Setzung des Raumes umzugehen. Mein Ansatz war, die architektonischen Elemente aufzugreifen und sie in das Bühnenbild einfließen zu lassen.
In Händels Oratorium „Theodora“ wird eine Geschichte aus dem frühen Christentum im untergehenden römischen Reich erzählt. Christen werden verfolgt, die Titelheldin stirbt als christliche Märtyrerin. Wie erschließt sich der mehrfache Szenenwechsel von den Römern zu den Christen im Bühnenbild?
Es galt, den starken Kontrast zwischen heidnischen Römern und Christen deutlich zu machen. Die einen stehen für Prunk, Machtgier und Gewalt, die anderen für Verzicht, Vergebung und Gewaltlosigkeit. Theodoras Welt, nämlich die christliche, ist ja mit dem Kirchenraum bereits vorhanden: Christus als Weltenherrscher und das Kreuz auf dem Altar. Das Oratorium beginnt mit einem Fest zu Ehren Jupiters. Der christliche Raum ist also zunächst durch die Römer „besetzt“ und entsprechend entfremdet. Dafür lassen wir einen Theaterraum mit roten Vorhängen entstehen, der die christlichen Zeichen ignoriert und verdeckt. Im Zentrum steht ein Grundbau, der die bestmögliche Sicht für das Publikum gewährleistet. Um diese Bühne in den Kirchenraum zu integrieren, verlängern wir den Altar und gewinnen so eine Spielfläche, auf der sowohl ein Festgelage der Römer als auch das Abendmahl der Christen möglich wäre. Ich bin gespannt, wie die Regisseurin und ihr Choreograf mit dem Bühnenbild und den Herausforderungen der Kirche umgehen werden.
Interview: Carola Gerbert
Vor welchen Herausforderungen steht man mit diesem Aufführungsort?
Matthias Müller: Die Friedenskirche gehört zum Weltkulturerbe und steht unter Denkmalschutz. Die Wahrung des Bauwerks hat höchste Priorität. Ich bin sehr froh, dass sich über die Jahre mit den Verantwortlichen der Preußischen Stiftung Schlösser und Gärten und der Friedenskirchengemeinde ein echtes Vertrauensverhältnis entwickelt hat, das es uns erlaubt, Konzepte und Ideen zur theatralen Gestaltung des Raumes zu erproben. Die Kirche ist ja kein Theater. Sie ist ein geweihter, heiliger Ort mit all seiner Symbolik für die evangelische Gemeinde und den Gottesdienst. Das macht es umso schwieriger, den Raum in einen Theaterraum zu verwandeln, denn der sakrale Raum wird von dieser Funktion architektonisch geprägt. Für die Regisseurin und mich bestand die Aufgabe darin, mit der starken Setzung des Raumes umzugehen. Mein Ansatz war, die architektonischen Elemente aufzugreifen und sie in das Bühnenbild einfließen zu lassen.
In Händels Oratorium „Theodora“ wird eine Geschichte aus dem frühen Christentum im untergehenden römischen Reich erzählt. Christen werden verfolgt, die Titelheldin stirbt als christliche Märtyrerin. Wie erschließt sich der mehrfache Szenenwechsel von den Römern zu den Christen im Bühnenbild?
Es galt, den starken Kontrast zwischen heidnischen Römern und Christen deutlich zu machen. Die einen stehen für Prunk, Machtgier und Gewalt, die anderen für Verzicht, Vergebung und Gewaltlosigkeit. Theodoras Welt, nämlich die christliche, ist ja mit dem Kirchenraum bereits vorhanden: Christus als Weltenherrscher und das Kreuz auf dem Altar. Das Oratorium beginnt mit einem Fest zu Ehren Jupiters. Der christliche Raum ist also zunächst durch die Römer „besetzt“ und entsprechend entfremdet. Dafür lassen wir einen Theaterraum mit roten Vorhängen entstehen, der die christlichen Zeichen ignoriert und verdeckt. Im Zentrum steht ein Grundbau, der die bestmögliche Sicht für das Publikum gewährleistet. Um diese Bühne in den Kirchenraum zu integrieren, verlängern wir den Altar und gewinnen so eine Spielfläche, auf der sowohl ein Festgelage der Römer als auch das Abendmahl der Christen möglich wäre. Ich bin gespannt, wie die Regisseurin und ihr Choreograf mit dem Bühnenbild und den Herausforderungen der Kirche umgehen werden.
Interview: Carola Gerbert
Veröffentlicht in ZUGABE MAGAZIN 02-2018