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Verzaubert vom Text: Jennifer J. Whigham, Foto: Thomas M. Jauk
Chaos auf der Arche
Jennifer J. Whigham inszeniert das Kinderstück An der Arche um acht in der Reithalle
Seine Weltanschauungen immer mal wieder zu hinterfragen, ist eine gute Idee – besonders, wenn man Kinder hat und sie damit prägt. So sagt es Jennifer J. Whigham, die Regisseurin von Ulrich Hubs Kinderstück „An der Arche um acht“. Ein Text, der sie sofort verzaubert hat. Weil er „so schön ist“, aber auch zum Blick über den eigenen Tellerrand inspiriert. Erzählt wird darin von drei Pinguinen im ewigen Eis. Sie streiten und kabbeln sich, obwohl sie sich eigentlich mögen. Sie diskutieren über Gut und Böse, darüber, ob es Gott gibt oder nicht. Bis eines Tages erst ein kleiner blauer Schmetterling auftaucht und kurz darauf eine weiße Taube, die den Weltuntergang in Form der Sintflut ankündigt. Natürlich steht Noahs rettende Arche schon bereit, zwei der Pinguine dürfen mit. Weil sie aber den dritten nicht zurücklassen möchten, schmuggeln sie ihn mit an Bord und sorgen für reichlich Chaos.
„Ich finde es schön, dass das Stück so humorvoll und leicht daherkommt, aber gleichzeitig die großen philosophischen Fragen der Menschheit verhandelt“, sagt Whigham. „Die Figuren der Pinguine gehen so kindlich ungehemmt damit um, stehen allem ganz offen gegenüber und sind auch bereit, ihre Meinung zu ändern.“ Eine Bereitschaft, die besonders Erwachsenen häufig fehle. Deswegen ist „An der Arche um acht“ auch für alle Altersstufen geeignet, ja geradezu wichtig. Auch für Whigham selbst. „Ich beschäftige mich plötzlich mit Theismus, Deismus, Pantheismus, das hätte ich vorher auch nicht gedacht.“ Das Schöne: Auch die biblischen Themen vermittelt das Stück mit Humor, nimmt sie aber trotzdem ernst. „Es ist dabei in keiner Form belehrend oder gibt gar Antworten vor. Das hätte mich auch weniger interessiert.“
Jennifer J. Whigham ist quasi hinter der Bühne aufgewachsen. Ihr Vater ist Jazz-Musiker, und diese Energie, das Gemeinschaftsgefühl einer großen Menge, hat sie früh fasziniert. Sie hat selbst getanzt und gesungen. „Ich habe auch versucht zu spielen, das war nicht so erfolgreich“, erzählt sie lachend. Es folgten Regie-Hospitanzen nach dem Abitur, Assistenzen während des Literatur-Studiums und schließlich ihr Regiedebüt in Bonn mit der Uraufführung von Neil LaButes „Helter Skelter“, das sie selbst aus dem Englischen übersetzte. Bis heute übersetzt sie Texte, ist Lehrbeauftragte am Institut für Germanistik der Universität Bonn und bietet in Potsdam englischsprachige Schauspiel- und Regieworkshops für Kinder und Jugendliche an. Am Hans Otto Theater inszenierte sie mit „Nur ein Tag“ ihr erstes Kinderstück. Ein Genre, das ihr am Herzen liegt. Weil es eine besondere Verantwortung mit sich bringt, vor allem in politisch unsicheren Zeiten wie diesen.
„Theater ist immer auch ein Ort, an dem die Werte der Demokratie lebendig gemacht werden – und sei es in kleinem Rahmen.“ Ihre aktuelle Inszenierung hat sie nochmal intensiver darüber nachdenken lassen, was Kinder prägt und wie wichtig es ist, ihnen regelmäßig die Möglichkeit zu geben, sich neu zu verorten. Auch das sei die Kraft des Theaters: der immer neue Austausch zwischen Kunst und Publikum, von dem im besten Fall beide profitieren.
Text von Sarah Kugler, erschienen in der ZUGABE 01-2025
„Ich finde es schön, dass das Stück so humorvoll und leicht daherkommt, aber gleichzeitig die großen philosophischen Fragen der Menschheit verhandelt“, sagt Whigham. „Die Figuren der Pinguine gehen so kindlich ungehemmt damit um, stehen allem ganz offen gegenüber und sind auch bereit, ihre Meinung zu ändern.“ Eine Bereitschaft, die besonders Erwachsenen häufig fehle. Deswegen ist „An der Arche um acht“ auch für alle Altersstufen geeignet, ja geradezu wichtig. Auch für Whigham selbst. „Ich beschäftige mich plötzlich mit Theismus, Deismus, Pantheismus, das hätte ich vorher auch nicht gedacht.“ Das Schöne: Auch die biblischen Themen vermittelt das Stück mit Humor, nimmt sie aber trotzdem ernst. „Es ist dabei in keiner Form belehrend oder gibt gar Antworten vor. Das hätte mich auch weniger interessiert.“
Jennifer J. Whigham ist quasi hinter der Bühne aufgewachsen. Ihr Vater ist Jazz-Musiker, und diese Energie, das Gemeinschaftsgefühl einer großen Menge, hat sie früh fasziniert. Sie hat selbst getanzt und gesungen. „Ich habe auch versucht zu spielen, das war nicht so erfolgreich“, erzählt sie lachend. Es folgten Regie-Hospitanzen nach dem Abitur, Assistenzen während des Literatur-Studiums und schließlich ihr Regiedebüt in Bonn mit der Uraufführung von Neil LaButes „Helter Skelter“, das sie selbst aus dem Englischen übersetzte. Bis heute übersetzt sie Texte, ist Lehrbeauftragte am Institut für Germanistik der Universität Bonn und bietet in Potsdam englischsprachige Schauspiel- und Regieworkshops für Kinder und Jugendliche an. Am Hans Otto Theater inszenierte sie mit „Nur ein Tag“ ihr erstes Kinderstück. Ein Genre, das ihr am Herzen liegt. Weil es eine besondere Verantwortung mit sich bringt, vor allem in politisch unsicheren Zeiten wie diesen.
„Theater ist immer auch ein Ort, an dem die Werte der Demokratie lebendig gemacht werden – und sei es in kleinem Rahmen.“ Ihre aktuelle Inszenierung hat sie nochmal intensiver darüber nachdenken lassen, was Kinder prägt und wie wichtig es ist, ihnen regelmäßig die Möglichkeit zu geben, sich neu zu verorten. Auch das sei die Kraft des Theaters: der immer neue Austausch zwischen Kunst und Publikum, von dem im besten Fall beide profitieren.
Text von Sarah Kugler, erschienen in der ZUGABE 01-2025