Über uns

Spielstätten

Das Große Haus wurde 2006 unter dem Namen Neues Theater eröffnet. Es ist die Hauptspielstätte des Hans Otto Theaters, das mit der Reithalle und der Reithalle Box zusätzlich auch über zwei kleinere Spielstätten verfügt. Das Haus, auf dem Areal der Schiffbauergasse direkt am Tiefen See gelegen, besitzt eine Kapazität von maximal 485 Plätzen. Die technisch modern ausgestattete Bühne ist der Spielort für große Stoffe und Heimat des 25-köpfigen Ensembles. Das Glasfoyer gibt den Blick über den Tiefen See, eine landschaftlich schöne Ausbuchtung der Havel, zum Schlosspark Babelsberg frei. Es wird für Matinéen, Lesungen, Einführungen, Publikumsgespräche und Sonderveranstaltungen genutzt. Der markante Theaterneubau mit seinen schalenförmigen, auskragenden Dächern wurde vom Kölner Architekten und Pritzker-Preisträger Gottfried Böhm entworfen.

Profil

Das Hans Otto Theater ist das Theater der Landeshauptstadt Potsdam. Seine Hauptspielstätten auf der Schiffbauergasse sind das Große Haus, ein im Jahr 2006 eröffneter Bühnenneubau mit 485 Plätzen, und die nahegelegene Reithalle mit 162 Plätzen. Hinzu kommen die kleinere Bühne Reithalle Box sowie die Open-Air-Sommerbühne am Tiefen See.

Seit der Spielzeit 2018/19 leitet Bettina Jahnke das Hans Otto Theater mit seinem 25-köpfigen festen Ensemble. Neben der regieführenden Intendantin prägen Regisseur*innen mit vielseitigen Erfahrungen ebenso wie junge Regietalente das künstlerische Gesicht des Hauses. Sie zeichnen sich durch konzeptionell starke Handschriften mit politischer Schärfe, bildstarke Ästhetiken und Interesse an Ensemblearbeit aus.

Der Spielplan weist eine große Bandbreite auf: von Dramen der Antike und Klassik bis zu neuesten Theatertexten, von Weltdramatik bis zu performativen Stadtprojekten, von Romanadaptionen bis zu Komödien und Liederabenden mit Livemusik. Pro Spielzeit entstehen um die 20 Neuproduktionen, die durch ein umfangreiches Repertoire ergänzt werden.

Das Junge Hans Otto Theater richtet sich mit fünf Premieren pro Spielzeit, in denen das Ensemble durch Gäste verstärkt wird, und mit jährlich etwa 190 Vorstellungen an Kinder, Jugendliche, junge Menschen und Familien. Verschiedenste theaterpädagogische Angebote schaffen Begegnungssituationen und geben Einblicke in künstlerische Prozesse. Der Theaterjugendclub zeigt zwei eigene Premieren.

Seit 2005 bringt das Hans Otto Theater alljährlich in Koproduktion mit der Kammerakademie Potsdam die „Potsdamer Winteroper“ heraus. Deren Spielstätte ist während der Rekonstruktionsarbeiten am Neuen Palais für mehrere Jahre die Friedenskirche Sanssouci. In jeder Spielzeit sind zwei Operninszenierungen des Staatstheaters Cottbus im Rahmen des Theaterverbundes des Landes Brandenburg im Großen Haus zu Gast. Weitere Koproduktionen entstehen jährlich mit der Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF sowie mit der Tanzakademie Marita Erxleben und dem Verein Spaß am Tanz e.V..

Diskursformate, Lesungen, Literaturprojekte, eine Open Stage, Stückeinführungen und Nachgespräche ergänzen das Programm. Ab Januar 2019 lädt die Bürgerbühne zur aktiven Teilnahme ein.

Das Hans Otto Theater bietet jährlich insgesamt ca. 550 Veranstaltungen an. Hierzu zählen auch die über 40 Gastspiele, die das Theater im Rahmen des Theaterverbundes des Landes Brandenburg in Frankfurt/Oder und Brandenburg an der Havel zeigt.

Haltung - Offenheit - Toleranz!

Dem Namensgeber des Theaters – Hans Otto – verpflichtet, umkreist Intendantin Bettina Jahnke mit ihrem Team und Ensemble in den ersten drei Spielzeiten die Themen Haltung-Offenheit-Toleranz. 2018/19 kommen zum Leitmotiv „Haltung“ Stücke und Stoffe auf die Bühne, in denen Figuren in konfliktreichen Situationen Haltung zeigen, Mut haben, für ihre Ideen, ihre Werte oder Überzeugungen einzustehen. Haltung ist wie ein innerer Kompass und bietet Stabilität in einer Welt, die täglich komplexer erscheint. Was geschieht, wenn Haltungen dogmatisch werden, blind machen, nicht mehr an humanistischen Werten orientiert sind? Wie gestaltet sich das Miteinander, wenn gegensätzliche Haltungen aufeinanderprallen? Theatertexte von Gegenwartsautor*innen mit Haltung setzen sich zudem mit Dynamiken und Prozessen in der globalisierten Welt auseinander. Jene Haltungen, die das Hans Otto Theater auf die Bühne bringt, sollen anregen zum Nachdenken, zum Gespräch, zum Diskurs über die Theaterabende hinaus.

Geschichte

Der eigentlichen Geschichte des Hans Otto Theaters geht eine wechselvolle Vorgeschichte staatlichen, privaten und städtischen Theaterlebens in Potsdam voraus. 1795 wurde unter König Friedrich Wilhelm II., Nachfolger von Friedrich II., das „Dem Vergnügen der Einwohner“ gewidmete „Königliche Schauspielhaus“ am Stadtkanal eröffnet. Das Haus, im Volksmund „Kanaloper“ genannt, bot Platz für 700 Gäste. Es fungierte zunächst als Spielstätte des Königlichen Nationaltheaters in Berlin, stand unter der künstlerischen Leitung der Berliner Generaldirektion und verfügte über kein eigenes Ensemble. Zum Programm gehörten Schauspiele, Opern und Ballette – sämtlich Gastspiele aus Berlin. Da die Potsdamer Garnison rund ein Drittel der Einwohner stellte, machte neben bürgerlichem Publikum die Militärkaste einen großen Teil der Zuschauerschaft aus. Seit 1846 wurde das Haus von privaten Pächtern und Direktoren mit eigenen Ensembles betrieben. Man zeigte Schauspiele und Opern, dazu Lustspiele und viel Triviales. Die Unternehmungen standen wirtschaftlich auf wackligen Beinen; mehrfach wurde das Haus vorübergehend ganz geschlossen. Mit Beginn des Ersten Weltkriegs stellte man auf Vaterländisches um. Nach der Novemberrevolution 1918 übernahm der Staat das Theater, um es 1919 einem ehemaligen Offizier, Kurt Pehlemann, als Pächter, Oberspielleiter und Schauspieler zu übergeben. Pehlemann führte gängige deutsche Klassiker, Unterhaltung und Deutsch-Nationales auf. 1924 wurde das Theater in die „Potsdamer Schauspielhaus GmbH“ umgewandelt; Pehlemann wurde Intendant. Wenig später wurde das Haus mit öffentlichem Geld und Spenden renoviert und auf 650 Plätze verkleinert. Zur Wiedereröffnung 1929 gab man Schillers „Kabale und Liebe“. Nach 1933 wurde das Repertoire umgestellt: Neben wenig Klassik spielte man leichte Kost und nationalsozialistische Dramatik. Am 25. April 1945 brannte das Theater nach schwerem Artilleriebeschuss aus. Die Ruine wurde 1966 gesprengt. An ihrer Stelle erhebt sich heute ein Wohnhochhaus. 1946 wurde in Potsdam das Brandenburgische Landestheater gegründet. Es fand seine Spielstätte zunächst im historischen Schlosstheater im Neuen Palais von Sanssouci. Für die Eröffnungsinszenierung der ersten Saison wurde „Iphigenie auf Tauris“ von Johann Wolfgang Goethe ausgewählt. Ein neuer provisorischer Spielort wurde am 16. Oktober 1949 mit Goethes „Faust I“ in der ehemaligen Tanzgaststätte „Zum alten Fritz“ in der Zimmerstraße eröffnet. Im Oktober 1952 erhielt das Theater den Namen „Hans Otto Theater“ nach dem Schauspieler Hans Otto, der im November 1933 als Kommunist und Gewerkschafter von der SA verhaftet, gefoltert und ermordet wurde. Ein 1968 beschlossener Wiederaufbau des Potsdamer Stadtzentrums samt Stadthalle und Theater – die Eröffnung war für 1974 geplant – verzögerte sich. 1985 wurde erneut ein Theaterbau geplant; das von Günter Franke, einem der Architekten des Berliner Fernsehturms, geplante Haus sollte 1993 zur 1000-Jahr-Feier Potsdams übergeben werden. Noch vor dem Mauerfall wurde 1989 der Grundstein gelegt. Der bereits fertiggestellte Rohbau wurde jedoch 1991 nach einem Beschluss des Stadtrats abgerissen. (An seiner Stelle wurde im Januar 2014 die Replik des im Zweiten Weltkrieg zerstörten Potsdamer Stadtschlosses als neuer Sitz des Landtages Brandenburg eröffnet.) Die altgediente Spielstätte in der Zimmerstraße wurde etwa zeitgleich wegen baulicher Mängel geschlossen. Ersatzspielstätten fanden sich einstweilen in der Schiffbauergasse und in der Heinrich-Mann-Allee. Am Alten Markt wurde ein provisorisches Theaterhaus errichtet, das zunächst für fünf Jahre als zentraler Spielort dienen sollte und vom Potsdamer Publikum alsbald den Spitznamen „Blechbüchse“ erhielt. In der Reithalle, einem Klinkerbau von 1915 auf dem früheren Industrie- und Militärgelände Schiffbauergasse (an der Berliner Straße) wurde 1998 eine Spielstätte für Kinder- und Jugendtheater eingerichtet. 1999 folgte die Entscheidung, den lang erwarteten Theaterneubau der Landeshauptstadt Potsdam auf dem neu zu erschließenden Kultur- und Gewerbeareal Schiffbauergasse zu errichten. Der Entwurf wurde dem renommierten Architekten und Pritzker-Preisträger Gottfried Böhm übertragen. Im April 2003 wurde der erste Spatenstich gesetzt; im Oktober 2003 erfolgte die Grundsteinlegung. Zur Überbrückung der Bauphase bis zur Inbetriebnahme des Neuen Theaters lud der damalige Intendant des Hans Otto Theaters, Uwe Eric Laufenberg (2004–2009) zwei Spielzeiten lang seine Zuschauer unter dem Motto „unterwegs“ an diverse, zum Teil exotische, Ausweichspielorte in der Stadt. Auch in der „Blechbüchse“ wurde weiterhin gespielt – das ursprünglich für nur fünf Überbrückungsjahre geplante Provisorium diente bis zu seiner endgültigen Schließung im Juni 2006 vierzehn Jahre lang als Hauptspielstätte des Hans Otto Theaters. Am Wochenende vom 22. bis 24. September 2006, zwei Jahre nach dem Richtfest im September 2004, wurde der Neubau des Hans Otto Theaters – das heutige Große Haus – feierlich eröffnet.

Intendant*innen seit 1947

Bettina Jahnke (seit 2018)
Tobias Wellemeyer (2009 bis 2018)
Uwe Eric Laufenberg (2004 bis 2009)
Ralf-Günter Krolkiewicz (1997 bis 2004)
Stephan Märki (1993 bis 1997)
Guido Huonder (1991 bis 1993)
Gero Hammer (1971 bis 1991)
Peter Kupke (1968 bis 1971)
Gerhard Meyer (1957 bis 1968)
Ilse Rodenberg (1951 bis 1957)
Alfred Dreifuß (1948 bis 1950)
Rochus Gliese (1947/1948)
Fritz Kirchhoff (1946/1947)

Über Hans Otto

Hans Otto
Hans Otto war einer der interessantesten Schauspieler des deutschsprachigen Theaters der 1920er und 1930er Jahre. Er spielte an den Hamburger Kammerspielen, am Bayerischen Staatstheater München und am Deutschen Schauspielhaus Hamburg und schloss künstlerische Bekanntschaft u. a. mit Béla Balász, Elisabeth Bergner und Friedrich Wolf. Unter den Theaterkünstlern seiner Zeit fiel er durch seinen modernen Schauspielstil auf: eine unbedingte Suche nach aufrichtigem Ausdruck und menschlicher Wahrhaftigkeit auf der Bühne. Ansprechbarkeit und Geradheit waren auch seine von den Kollegen und Zeitgenossen jeder Richtung immer wieder beschriebenen Qualitäten als Gewerkschafter und politischer Akteur.

Zuletzt am Preußischen Staatstheater am Gendarmenmarkt in Berlin engagiert, wurde Hans Otto kurz nach der nazistischen Machtergreifung im Februar 1933 entlassen. Angebote aus Zürich, Prag und von den Reinhardt-Bühnen Wien schlug er aus, um in Deutschland zu bleiben. Am 13. November 1933 wurde er von der SA verhaftet und nach neun Tagen Folter aus einem Fenster gestürzt. Zwei Tage danach erlag er im Berliner Staatskrankenhaus seinen Verletzungen. Seit Oktober 1952 heißt das vormalige Brandenburgische Landestheater Hans Otto Theater.

Literaturtipp