Bowies Vermächtnis

David Bowie und die Entstehung des Musicals Lazarus
David Bowie war zweifellos einer der einflussreichsten Künstler des 20. Jahrhunderts. Seine Musik, sein Stil und seine Persönlichkeit haben Generationen von Menschen auf der ganzen Welt inspiriert. Doch Bowie war nicht nur Musiker, sondern auch visionärer Künstler, der stets nach neuen kreativen Herausforderungen suchte. Er agierte als Schauspieler, malte leidenschaftlich und kannte sich bestens in Literatur aus. George Orwells Dystopie „1984“ hatte es ihm angetan, und in den 70er Jahren schwebte ihm vor, daraus ein Musical zu erarbeiten. Allerdings verweigerte ihm Orwells Witwe die Rechte daran. Die Idee, einmal ein Musical zu verfassen, hat ihn aber nie losgelassen. Entstanden ist es erst am Ende seines Lebens, aber gerade dieses Musical trug dazu bei, Bowie unsterblich zu machen.

Am 7. Dezember 2015 fand in New York die Uraufführung seines gemeinsam mit dem irischen Dramatiker Enda Walsh geschriebenen Musicals „Lazarus“ statt. Es basiert auf dem 1963 erschienenen Roman „Der Mann, der vom Himmel fiel“ von Walter Tevis, den man heute – dank der weltweit erfolgreichen Netflix-Serie – vielleicht eher als Autor von „Das Damengambit“ kennt. 1976 debütierte David Bowie als Schauspieler in der Verfilmung des Romans. „Der Mann, der vom Himmel fiel“ erzählt die Geschichte eines Außerirdischen namens Thomas Jerome Newton, der auf der Erde gestrandet ist und versucht, seinen Heimatplaneten zu retten. Doch die Mission scheitert, und Newton bleibt desillusioniert auf der Erde zurück. Diese Figur greift „Lazarus“ auf und verarbeitet Themen wie Isolation, Identitätssuche und Verlust. Sie alle spiegeln Bowies eigene Erfahrungen und Ängste wider.

David Bowie setzte sich als Künstler zeitlebens mit dem Tod auseinander, sei es in Songs wie „Space Oddity“ oder „Blackstar“, letzterer erschienen auf dem gleichnamigen Album, das kurz vor seinem Tod Bowies Vermächtnis veröffentlicht wurde. In „Lazarus“ finden sich ebenfalls viele Anspielungen auf den Tod und die Vergänglichkeit des Lebens. Schon allein der Titel des Musicals, der auf die biblische Figur verweist, die Jesus von den Toten auferweckte, weist in diese Richtung. Fast scheint es, als habe Bowie damals geahnt, dass sein eigenes Ende nahe war.

Als er im Januar 2016, zwei Tage nach seinem 69. Geburtstag, überraschend an Krebs starb, nahm sein Werk eine neue Bedeutung an. Plötzlich wurde klar, dass „Lazarus“ nicht nur ein weiteres kreatives Experiment war, sondern auch eine Art Abschiedsgeschenk an seine Fans. Die 17 Songs des Musicals, darunter einige seiner größten Hits wie „Heroes“ und „Changes“, wurden zu einem Vermächtnis für einen Künstler, der die Welt für immer verändert hat. Das Musical ist nicht nur eine Hommage an David Bowies Leben und seine Kunst, sondern auch eine Reflexion über die Endlichkeit des Seins und die Suche nach dem Sinn. In Potsdam wird dieses außergewöhnliche Werk im Großen Haus mit einer achtköpfigen Live-Band und in großer Besetzung auf die Bühne gebracht. Die Inszenierung übernimmt Bernd Mottl, die musikalische Leitung Matthias Binner. Thomas Jerome Newton wird von Philipp Mauritz verkörpert, der bereits 2002 in der „The Rocky Horror Show“ und 2019 in „Cabaret“ brillierte.

Alexandra Engelmann

WEITERFÜHRENDE LINKS

Über David Bowie gibt es viele Dokumentationen. Sie finden Sie bei den gängigen Streaming-Anbietern. Einen kurzen Einblick in sein Leben bietet auch die ZDF-Mediathek mit „The Day the Rock Star Died: David Bowie“:
2022 wäre David Bowie 75 Jahre alt geworden. Anlässlich dieses Geburtstags erschien eine Comic-Biografie über David Bowie:
Die Bowie-Songs, die im Musical vorkommen, finden Sie hier:
Die New-Yorker-Original-Aufnahme des Musicals können Sie hier nachhören:
Im Oktober 2016 gab Enda Walsh ein Interview, in dem er auch über die Zusammenarbeit mit David Bowie sprach. (Sie können es bei Bedarf mit deepl.com/de/translator ins Deutsche übersetzen.)
Inspirationsquelle für „Lazarus“ war der Roman „Der Mann, der vom Himmel fiel“ von Walter Tevis bzw. seine Verfilmung in der Regie von Nicolas Roeg. Der Roman wurde 1963 verfasst und 2022 neu ins Deutsche übersetzt. Er ist überaus lesenswert. Hier kann man eine Leseprobe einsehen:
„Der Mann, der vom Himmel fiel“ wurde 1976 mit David Bowie in der Hauptrolle verfilmt. Den Trailer zum Film finden Sie hier:
Der Autor des Romans „Der Mann der vom Himmel fiel“, Walter Tevis, wurde in einem Interview auch zur Verfilmung des Stoffes befragt. (Ebenfalls bei Bedarf mit deepl.com/de/translator ins Deutsche zu übersetzen.)