Radikalisierte Parallelgesellschaft
Regisseurin Katrin Plötner befragt von Bettina Jantzen
Du stellst mit deiner Bühnenfassung und Inszenierung Bezüge zur Gegenwart her. Wie hat dich die Novelle dazu inspiriert?
Im Hintergrund zum zentralen Geschehen um Hauke Haien erfährt man, dass sich verschiedene Leute aus dem Dorf im Konventikel, einer freichristlichen Gemeinde, versammeln. Storm beschreibt, dass da jeder den Scharfmacher spielen darf – dort wird Hetze gegen Hauke verbreitet. Auch heute existieren rechte Parallelgesellschaften, in denen sich Menschen zu halböffentlichen oder geheimen Gruppierungen zusammenschließen. Sie werden in ihren Haltungen immer extremistischer, putschen sich gegenseitig auf und militarisieren sich.
Warum gelingt es Hauke nicht, die Leute für sein Deichbauprojekt zu gewinnen?
Diese Frage unterstellt, dass er schuld daran sei, dass ihm das nicht gelingt. Das finde ich falsch – man sollte sich lieber fragen: Warum verstehen die Leute im Dorf seine Ideen nicht? Ich denke, dass sie es nicht wollen. Man kann sagen, er hätte seine Ideen besser vermitteln und umgänglicher sein müssen – aber ich denke, dass das Dorf dieses Projekt dann genauso abgelehnt hätte. Denn Menschen tun sich generell schwer mit Veränderung. Außerdem haben sie entschieden, dass der Einzelgänger Hauke der Außenseiter unter ihnen ist. Was er auch immer vorschlägt, sie wollen es nicht. Dabei müsste eine Gesellschaft doch zuerst einmal inklusiv denken und einen Menschen so sein lassen, wie er ist. Das aber gibt es hier nicht.
Es entwickelt sich sogar eine Gruppendynamik …
Ein weiterer Grund, warum Hauke scheitert. Zuerst stehen ja auch Menschen auf seiner Seite, es gibt andere, die sich indifferent verhalten, und nur vereinzelte Gegner. Die aber agitieren unter den Unentschiedenen und Freunden. So werden nach und nach alle auf die Seite der Projektgegner gezogen. Hauke und Elke stehen letztlich isoliert dem Dorf gegenüber.
Welche Rolle spielt dabei der Aberglaube?
Ist der Schimmelreiter ein Gespenst oder nicht. Sehen das nur Leute, die daran glauben, oder sehen es alle. Ich möchte erzählen, dass es einige Menschen gibt, die an übernatürliche Dinge glauben oder daran, dass man mit Naturgesetzen nicht alles erklären kann. Und es gibt andere, die das zu nutzen wissen. Eine Methode von radikalen Gruppierungen ist ja, Ängste der Menschen aufzugreifen und weiter zu schüren, um eigene Ziele durchzusetzen. Hauke wird immer weiter von der Gemeinschaft entfernt, indem man sagt, er habe einen Schimmel, in dem der Teufel steckt.
Auch Elke kann diese Geschehnisse nicht aufhalten ...
Elke ist eine sehr moderne, kluge Frau, die versteht, was Hauke vorhat. Sie kann wissenschaftliche Berechnungen anstellen und entwickelt sein Projekt mit. Außerdem ist sie maßgeblich dafür verantwortlich, dass er den Verlust seiner Mutter verkraftet. Weil es ihm schwerfällt, Freundschaften zu schließen, bleibt sie für ihn der Fels in der Brandung. Hauke wäre ohne sie gar nicht lebensfähig.
Im Hintergrund zum zentralen Geschehen um Hauke Haien erfährt man, dass sich verschiedene Leute aus dem Dorf im Konventikel, einer freichristlichen Gemeinde, versammeln. Storm beschreibt, dass da jeder den Scharfmacher spielen darf – dort wird Hetze gegen Hauke verbreitet. Auch heute existieren rechte Parallelgesellschaften, in denen sich Menschen zu halböffentlichen oder geheimen Gruppierungen zusammenschließen. Sie werden in ihren Haltungen immer extremistischer, putschen sich gegenseitig auf und militarisieren sich.
Warum gelingt es Hauke nicht, die Leute für sein Deichbauprojekt zu gewinnen?
Diese Frage unterstellt, dass er schuld daran sei, dass ihm das nicht gelingt. Das finde ich falsch – man sollte sich lieber fragen: Warum verstehen die Leute im Dorf seine Ideen nicht? Ich denke, dass sie es nicht wollen. Man kann sagen, er hätte seine Ideen besser vermitteln und umgänglicher sein müssen – aber ich denke, dass das Dorf dieses Projekt dann genauso abgelehnt hätte. Denn Menschen tun sich generell schwer mit Veränderung. Außerdem haben sie entschieden, dass der Einzelgänger Hauke der Außenseiter unter ihnen ist. Was er auch immer vorschlägt, sie wollen es nicht. Dabei müsste eine Gesellschaft doch zuerst einmal inklusiv denken und einen Menschen so sein lassen, wie er ist. Das aber gibt es hier nicht.
Es entwickelt sich sogar eine Gruppendynamik …
Ein weiterer Grund, warum Hauke scheitert. Zuerst stehen ja auch Menschen auf seiner Seite, es gibt andere, die sich indifferent verhalten, und nur vereinzelte Gegner. Die aber agitieren unter den Unentschiedenen und Freunden. So werden nach und nach alle auf die Seite der Projektgegner gezogen. Hauke und Elke stehen letztlich isoliert dem Dorf gegenüber.
Welche Rolle spielt dabei der Aberglaube?
Ist der Schimmelreiter ein Gespenst oder nicht. Sehen das nur Leute, die daran glauben, oder sehen es alle. Ich möchte erzählen, dass es einige Menschen gibt, die an übernatürliche Dinge glauben oder daran, dass man mit Naturgesetzen nicht alles erklären kann. Und es gibt andere, die das zu nutzen wissen. Eine Methode von radikalen Gruppierungen ist ja, Ängste der Menschen aufzugreifen und weiter zu schüren, um eigene Ziele durchzusetzen. Hauke wird immer weiter von der Gemeinschaft entfernt, indem man sagt, er habe einen Schimmel, in dem der Teufel steckt.
Auch Elke kann diese Geschehnisse nicht aufhalten ...
Elke ist eine sehr moderne, kluge Frau, die versteht, was Hauke vorhat. Sie kann wissenschaftliche Berechnungen anstellen und entwickelt sein Projekt mit. Außerdem ist sie maßgeblich dafür verantwortlich, dass er den Verlust seiner Mutter verkraftet. Weil es ihm schwerfällt, Freundschaften zu schließen, bleibt sie für ihn der Fels in der Brandung. Hauke wäre ohne sie gar nicht lebensfähig.