Eine Vollblutschauspielerin
Porträt Rita Feldmeier von Carsten Wist
Carsten Wist hat die Bühnenkarriere von Rita Feldmeier jahrzehntelang als Zuschauer begleitet. Eine Würdigung der Grande Dame des Hans Otto Theaters, die ab 19. Oktober in „Occident Express“ zu erleben ist.
Ich erinnere mich. Es ist über vierzig Jahre her. Ich machte mein Abitur an der EOS 1 in Potsdam, natürlich hatten wir für das HOT in der Zimmerstraße ein Abo. „Die Nacht nach der Abschlußfeier“ von Tendrjakow war „unser“ Stück. Rita Feldmeier spielte eine der jungen Schülerinnen in einem schwarz gepunkteten Kleid. Das habe ich mir sagen lassen. Seit ich mit eigenen Gedanken denkend ins Theater gehe, und ich bin oft, sehr oft gegangen, habe alles, also fast alles gesehen in den letzten Jahrzehnten hier im HOT, steht Rita Feldmeier hier auf den Theaterbrettern. Ich habe als Zuschauer sozusagen Rita Feldmeiers Bühnenkarriere begleitet. Doch umgekehrt hat sie mich als Theaterzuschauer sozialisiert, mich mit ihrer Schauspielkunst das Schauen gelehrt. Erinnerungssplitter: Sie als junges singendes Mädchen in Rolf Winkelgrunds „Bluthochzeit“. In den 80er Jahren habe ich als Bühnenarbeiter oft die Räume aufgebaut, in denen Rita Feldmeier, immer freundlich zu den proletarischen Kollegen, brillieren konnte, sich durchsetzen mußte gegen die starken HOT-Frauen Kreißig, Leipert, Petzold. Es war dann später: ihre Elisabeth im Schlafanzug, die ihr Königreich auf der Beleuchtungsbrücke hatte, in einer mich aufwühlenden und verstörenden „Maria Stuart“-Aufführung auf der Hinterbühne von Robert Hunger-Bühler inszeniert. Bis heute ist mir dieses kleine schockierendeTheaterrevolutiönchen bildhaft präsent. Fünfmal bin ich reingegangen. Ich erinnere mich an ihre große Zeit unter meinem Freund Ralf-Günter Krolkiewicz, der sie stark machte, ihr immer sagte: Du kannst das! Und sie spielte groß auf und sang wunderbar: Sally Bowles in „Cabaret“, in „Lola Blau“, die Marlene und die Knef. Es ist hier leider nicht der Platz, um all das von Rita Feldmeier Gesehene nur annähernd zu würdigen. In den letzten Jahren hätte ich mir mehr stückführende Rollen für „die Feldmeier“ gewünscht. Ist sie doch eine Vollblutschauspielerin, die nicht festzulegen ist, die in ihrer Unmittelbarkeit und in ihre Direktheit ihre Figuren auf die Bühne bringt. Rita Feldmeier macht keine Mätzchen, sie ist immer authentisch und sie braucht auch keine (Regie)-mätzchen. Sie hat diesen trockenen norddeutschen Humor, der so erfrischend ist. Ich glaube ihr ihren Spaß, auf der Bühne stehen zu können, anzusehen. Ihren Enthusiasmus. Ihre gute Laune. Wie sie mit der Sprache umgeht, wie sie die Texte greifbar macht, sie „körperlich“ formt. Das alles ist beste gute alte Schauspielkunst. Dafür bewundere ich sie und verbeuge mich, sage Danke und applaudiere.
P.S. Ich freue mich sehr auf den 19. Oktober, wenn der „Occident-Express“ im HOT
einfährt.
Ich erinnere mich. Es ist über vierzig Jahre her. Ich machte mein Abitur an der EOS 1 in Potsdam, natürlich hatten wir für das HOT in der Zimmerstraße ein Abo. „Die Nacht nach der Abschlußfeier“ von Tendrjakow war „unser“ Stück. Rita Feldmeier spielte eine der jungen Schülerinnen in einem schwarz gepunkteten Kleid. Das habe ich mir sagen lassen. Seit ich mit eigenen Gedanken denkend ins Theater gehe, und ich bin oft, sehr oft gegangen, habe alles, also fast alles gesehen in den letzten Jahrzehnten hier im HOT, steht Rita Feldmeier hier auf den Theaterbrettern. Ich habe als Zuschauer sozusagen Rita Feldmeiers Bühnenkarriere begleitet. Doch umgekehrt hat sie mich als Theaterzuschauer sozialisiert, mich mit ihrer Schauspielkunst das Schauen gelehrt. Erinnerungssplitter: Sie als junges singendes Mädchen in Rolf Winkelgrunds „Bluthochzeit“. In den 80er Jahren habe ich als Bühnenarbeiter oft die Räume aufgebaut, in denen Rita Feldmeier, immer freundlich zu den proletarischen Kollegen, brillieren konnte, sich durchsetzen mußte gegen die starken HOT-Frauen Kreißig, Leipert, Petzold. Es war dann später: ihre Elisabeth im Schlafanzug, die ihr Königreich auf der Beleuchtungsbrücke hatte, in einer mich aufwühlenden und verstörenden „Maria Stuart“-Aufführung auf der Hinterbühne von Robert Hunger-Bühler inszeniert. Bis heute ist mir dieses kleine schockierendeTheaterrevolutiönchen bildhaft präsent. Fünfmal bin ich reingegangen. Ich erinnere mich an ihre große Zeit unter meinem Freund Ralf-Günter Krolkiewicz, der sie stark machte, ihr immer sagte: Du kannst das! Und sie spielte groß auf und sang wunderbar: Sally Bowles in „Cabaret“, in „Lola Blau“, die Marlene und die Knef. Es ist hier leider nicht der Platz, um all das von Rita Feldmeier Gesehene nur annähernd zu würdigen. In den letzten Jahren hätte ich mir mehr stückführende Rollen für „die Feldmeier“ gewünscht. Ist sie doch eine Vollblutschauspielerin, die nicht festzulegen ist, die in ihrer Unmittelbarkeit und in ihre Direktheit ihre Figuren auf die Bühne bringt. Rita Feldmeier macht keine Mätzchen, sie ist immer authentisch und sie braucht auch keine (Regie)-mätzchen. Sie hat diesen trockenen norddeutschen Humor, der so erfrischend ist. Ich glaube ihr ihren Spaß, auf der Bühne stehen zu können, anzusehen. Ihren Enthusiasmus. Ihre gute Laune. Wie sie mit der Sprache umgeht, wie sie die Texte greifbar macht, sie „körperlich“ formt. Das alles ist beste gute alte Schauspielkunst. Dafür bewundere ich sie und verbeuge mich, sage Danke und applaudiere.
P.S. Ich freue mich sehr auf den 19. Oktober, wenn der „Occident-Express“ im HOT
einfährt.